Das letzte Lebensjahr

Der eigene Tod ist ein Thema, das jeden Menschen im Laufe des Lebens beschäftigt

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Das letzte Lebensjahr

Der eigene Tod ist ein Thema, das jeden Menschen im Laufe des Lebens beschäftigt. Besonders in der letzten Lebensphase können Gedanken und Gefühle zum eigenen Sterben eine Herausforderung sein. In dieser Phase rückt außerdem die Frage nach den individuellen Versorgungsbedürfnissen in den Vordergrund. Dabei geht es um Themen wie den gewünschten Sterbeort, um die Kommunikation über das Sterben und um Entscheidungen zu komplexen Behandlungsbedürfnissen. In der letzten Lebensphase die Bedürfnisse eines Menschen bestmöglich zu erfüllen ist für Angehörige, die Akteur*innen des Gesundheitswesens und die Sterbenden selbst eine große Herausforderung. Insgesamt besteht große Einigkeit darin, dass es notwendig ist, die Versorgung von Menschen im letzten Lebensjahr zu verbessern – in Köln und anderswo.

Dabei gibt es einiges, das Akteur*innen in Köln – Patient*innengruppen, Versorger*innen, Krankenkassen, die Stadt und andere – tun können, um diesen Herausforderungen zu begegnen und eine Verbesserung zu erreichen. Die bereits vorhandenen Strukturen in der Stadt bieten hierfür ein gutes Potenzial.

Auf Grundlage der „Last Year of Life in Cologne“ (LYOL-C) Studie (2017 bis 2020) sowie dem Austausch mit den oben genannten Akteur*innen wurden dazu konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, die wir Ihnen vorstellen möchten. Die Handlungsempfehlungen sind teilweise mit praktischen Beispielen illustriert.

Einen Überblick über die Datengrundlage und Ergebnisse, die den Empfehlungen zugrunde liegen, finden Sie hier. Diese sind auch bei den jeweiligen Empfehlungen nochmal einzeln verlinkt.

Die hier präsentierten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen waren auch schon Teil des CoRe-Net Versorgungsberichts zu diesem Thema. Diesen Bericht finden Sie hier

 

Handlungsempfehlungen für eine bessere Versorgung im letzten Lebensjahr

Das Kernelement der Handlungsempfehlungen ist eine Optimierung der Kommunikation in der und über die letzte Lebensphase. Hier sind die einzelnen Akteur*innen – Versorger*innen, Patient*innen und Angehörige – gefragt, aber auch Kölner Netzwerke, Verbände und Projekte.

Kurz gesagt werden die folgenden Empfehlungen gemacht:

Stärkung der frühzeitigen Kommunikation im und über das letzte Lebensjahr

Die Ergebnisse der LYOL-C Studie zeigen, dass das rechtzeitige Erkennen des tödlichen Verlaufs einer Erkrankung häufig noch eine große Herausforderung darstellt. Von dieser herausfordernden Aufgabe sind sowohl Patient*innen und deren Angehörige, als auch Versorger*innen betroffen. Ein früheres Erkennen des tödlichen Verlaufs einer Erkrankung sowie der Dialog darüber können dabei helfen, Kölner*innen häufiger und rechtzeitiger eine Palliativversorgung anzubieten. Es existieren bereits verschiedene Instrumente, die bei einer frühzeitigen Kommunikation helfen können. Notwendiger als die Entwicklung von neuen Instrumenten scheint daher die Verbreitung der bestehenden Instrumente zu sein und ihren effektiven Einsatz zu stärken.

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Angemessene und strukturierte Gestaltung der Kommunikation im letzten Lebensjahr

Die Kommunikation über die Endlichkeit des Lebens sollte nicht nur rechtzeitig genug sein, um Betroffenen, Angehörigen und Versorger*innen Zeit zur Reaktion zu lassen. Sie sollte auch auf eine angemessene, patientenzentrierte und strukturierte Art und Weise stattfinden. So kann sie den Betroffenen in dieser schwierigen Phase eine gute Unterstützung bieten. Die LYOL-C Studie hat gezeigt, dass an dieser Stelle – zumindest in einigen Versorgungsbereichen – eine Möglichkeit zur Verbesserung besteht. Für die Etablierung entsprechender Prozesse in Kliniken und Praxen sowie für die Schulung von Personal existieren auch hier bereits verschiedene Instrumente und Ansätze, die herangezogen werden können.

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Sensibilisierung von Patient*innen und Angehörigen weiter fördern – Kommunikationshilfen

In der LYOL-C Studie wurde auf eine unzureichende Kommunikation zwischen Patient*innen und Ärzt*innen hingewiesen. Diese kann unter anderem mitverantwortlich für nicht notwendige Wechsel der Versorgungsbereiche sein. Mögliche Versorgungswechsel umfassen beispielsweise die Aufnahme und Entlassung aus dem Krankenhaus, die Überweisung zu Fachärzt*innen oder der Start einer palliativen Versorgung. Um die Kommunikation zu verbessern, können Patient*innen und Angehörige eine aktive Rolle übernehmen ("patient empowerment"). Eine Sensibilisierung zu der Thematik könnte durch Schulungen oder lokalen Kampagnen erfolgen.

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Eine Hauptansprechperson für die letzte Lebensphase schaffen

Die LYOL-C Studie ergab, dass vor allem Nicht-Krebspatient*innen und ihre Angehörigen zu wenig unterstützt und informiert werden. Die Befragung der Versorgenden hat zudem gezeigt, dass Krankenhausaufenthalte am Lebensende zunehmen können, wenn eine Überforderung der Angehörigen in der Versorgung von Pflegebedürftigen vorliegt. Patient*innen und ihre Angehörigen könnten daher von einer Hauptansprechperson als Schnittstelle zu Ärzt*innen profitieren. So kann einerseits die notwendige Unterstützung bei der Versorgung und der Gestaltung des Therapieverlaufs angeboten werden. Andererseits kann auf die Sorgen und Ängste der Patient*innen und ihrer Angehörigen eingegangen werden, wenn der Hauptansprechperson ausreichend Zeit zur Verfügung steht.

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Regelmäßige Abfrage von Patient*innenpräferenzen

In der LYOL-C Studie wurde eine Diskrepanz zwischen gewünschtem und wirklichem Sterbeort deutlich. Diese Thematik scheint jedoch komplex zu sein. Einerseits hat ein Großteil der Angehörigen von in Köln Verstorbenen den wirklichen Sterbeort ihrer nahestehenden Person als angemessen erachtet. Andererseits wurde nur eine geringe Wahlmöglichkeit eingeräumt. Gleichzeitig weisen die Krankenkassendaten darauf hin, dass Kölner Versicherte unter Palliativversorgung eher am gewünschten Sterbeort und insbesondere nicht im Krankenhaus verstarben. Ein regelmäßiges und vorausschauendes Gespräch („advanced care planning“) zwischen Patient*innen, Angehörigen und Versorger*innen (wie z.B.: Ärzt*innen, Pflegekräften, Seelsorger*innen etc.) könnte hier hilfreich sein. So könnte die adäquate Versorgung (kurativ vs. palliativ) und der Sterbeort ausreichend thematisiert und dadurch die Zufriedenheit von Patient*innen am Lebensende erhöht werden.

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Regionale Stärkung der Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Versorger*innen

Angehörige von Verstorbenen aus dem Großraum Köln zeigen sich weniger zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Versorger*innen. Versorgende wiesen in der LYOL-C Studie ebenfalls darauf hin, dass eine schlechte interprofessionelle Zusammenarbeit für nicht notwendige Wechsel der Versorgungsbereiche mitverantwortlich sein könnte. Dies gilt insbesondere für Wechsel hin zu einer Versorgung im Krankenhaus. Bereits aus diesen Gründen scheint eine stärkere Vernetzung der regionalen Versorger*innen angezeigt zu sein. Diese kann sich zum einen auf eine engere Zusammenarbeit im Arbeitsalltag beziehen. Zum anderen können aber auch Themen wie Bewusstseinsschaffung, Aus- und Weiterbildung einbezogen werden.

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Ansprechperson zu diesem Thema
Ingo Meyer

Ingo Meyer, M.A.

PMV forschungsgruppe

+49 221 478 85540
ingo.meyeruk-koeln.de

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